Klangflunder

Test Philips Fidelio XS1

Publiziert am 11. Mai 2015 - Christian Hunziker
Philips Fidelio XS1

Über die Bezeichnung der XS1 könnte man sich köstlich streiten: Philips nennt sie «Soundbar», an anderer Stelle wird sie auch «Soundboard» genannt, doch eigentlich ist die Zentrale der XS1 eine Klangplatte oder Lautsprecherscheibe mit integrierter Vor- und Endstufe, die nicht nur klare Höhen sondern dank dem kabellosen Subwoofer auch pfundige Bässe liefert.

Erster Eindruck

Schon beim Auspacken fällt eine erfreulich hohe Wertigkeit auf: Alles ist da, zusätzlich zum «Quick start guide» sogar ein ausführliches, gedrucktes Handbuch (in 18 Sprachen zu je 18 Seiten), nur Anschlusskabel zum Fernseher fehlen … wahrscheinlich weil es zu viele verschiedene Verbindungsmöglichkeiten gibt.

Sowohl die Klangplatte, die auf der Oberseite mit einer Glasplatte glänzt, als auch der Subwoofer sind sauber gefertigt. Zudem fällt das angenehme Gewicht auf: Mit 5,3 kg ist das Hauptgerät schwer genug, um Qualität zu suggerieren, jedoch leicht genug, um problemlos installiert zu werden. Dasselbe gilt für den Subwoofer, der 7,5 kg auf die Waage bringt.

Der Subwoofer hat fast identische Dimensionen wie das Hauptgerät, ist jedoch etwas dicker. (Die Infosticker lassen sich natürlich entfernen)

Neben einer Fernbedienung (inkl. Batterien) und zwei relativ kurzen Netzkabeln ist nur noch ein Kunststoffstandfuss mit vier Schrauben im Paket zu finden, der die sichere Vertikalaufstellung des Subwoofers ermöglicht.

Installation

Die optimale Platzierung der Klangplatte ist unter dem Fernseher, sofern dessen Gewicht 44 kg nicht übersteigt. Doch sind auch andere Platzierungen möglich. Der Subwoofer kann horizontal (z.B. unter dem Sofa) oder laut Schnellanleitung idealerweise vertikal (im mitgelieferten Standfuss) im Abstand von mindestens 1 m vom Hauptgerät aufgestellt werden. Ein weiteres Detail, das mir imponierte, ist die qualitativ bestechende Montagelösung: In den vorgebohrten Schraubenlöchern an der Unterseite des Subwoofers stecken (beinahe unsichtbar) schwarze Kunststoffdübel, die ein problemloses Anschrauben des am richtigen Ort einrastenden Standfusses ermöglichen.

Vielseitig: das rückseitige Anschlusspanel

Je nach Fernseher muss nun die entsprechende Verbindung hergestellt werden. Zur Auswahl stehen HDMI mit ARC (=Audio Return Channel), HDMI, je ein koaxialer und ein optischer Digitaleingang sowie zwei RCA-Buchsen für den analogen Eingang. Der Vorteil der ARC-Verbindung ist, dass die XS1 zusammen mit dem Fernseher ein- und ausgeschaltet resp. in den Standby-Modus versetzt wird (der TV-Ton wird automatisch gemutet) und die Fernbedienung des Fernsehers nun die Lautstärken- und Stummschaltungssteuerung übernimmt. Dies erleichtert die gesamte Bedienung ungemein. Über die anderen Verbindungen müssen beide Fernbedienungen, die des TV und die der XS1, für diese Zwecke benutzt werden.

Für weitere Geräte (z.B. Audioplayer) stehen auf der rechten Seite zusätzlich eine USB- und eine 3,5 mm Analogaudio-Klinkenbuchse zur Verfügung.

Die USB- und die Analogklinkenbuchse auf der rechten Seite

Ist eine Verbindung zum Fernseher erfolgt, kann die XS1 aktiviert werden. Über die Fernbedienung (oder auch am Hauptgerät selber) wählt man den Eingang – et voilà: schon erklingt ... doch wo ist der Bass? Eigentlich sollte sich der Subwoofer automatisch mit dem Hauptgerät verbinden. Falls sich die zwei nicht finden, muss man (zumindest bei der Erstinstallation) selbst Hand anlegen: Am Subwoofer muss der Connect-Knopf auf der Rückseite gedrückt werden.

Der Connect-Knopf befindet sich auf der Rückseite des Subwoofers.

Eine blinkende weisse LED unterstützt diesen Vorgang. Nun muss man innerhalb von sechs Sekunden drei verschiedene Tasten in genauer Reihenfolge mehrmals drücken. Bei Nichterfolg sei der Vorgang zu wiederholen. Der Erfolg verlangte mehrere Versuche meinerseits, aber zumindest kenne ich nun die Tastenkombination auswendig. Einmal zusammengefunden, scheinen sich die beiden zu mögen, denn auch nach Trennung vom Netz fanden sie danach immer wieder zusammen.

Fernbedienung

Schnell vertraut: Die Fernbedienung der XS1


Die Fernbedienung ist logisch und übersichtlich aufgebaut: Zuoberst der Standby-Taster, gefolgt von der Eingangswahl zwischen HDMI, HDMI-ARC, Coax, Optical oder Audio in. Mit den drei Tastern darunter lassen sich USB-Geräte, AVRCP-unterstützte Bluetooth-Geräte oder der analoge AUX-Eingang anwählen. Danach folgen die vier Taster für Bass und Treble, dazwischen die vertikale Kippe für die Lautstärke (inkl. Mute). Darunter finden wir die «Voice»-Taste.

Nach drei horizontal angeordneten Kippen für «Music» oder «Movie», «Audio Sync» plus/minus, «Auto Volume» on/off, «Night» on/off (funktioniert nur mit Dolby Digital und glättet Volumenspitzen, damit mit geringer Lautstärke gehört werden kann) folgt - etwas seltsam als reiner Umschalttaster in Kippenbreite - die Dim-Funktion für die Front-Anzeige.

Hat man sich auf der Fernbedienung mal zurecht gefunden, geht die Bedienung zügig von der Hand. Als erstes wählt man den Eingang und justiert Bass- und Höhenkorrekturen. Je nach Programm wählt man zwischen Voice ( z.B. für Nachrichten), Music (Stereo) oder Movie (Surround). Der Audio-Sync Kipptaster ermöglicht die Anpassung der Synchronität von 0 bis 20 ms. Gerade beim analogen Eingang kann die Verzögerung zwischen Bild und Ton störend stark abweichen.

Die gewählten Einstellungen werden während der Veränderung auf dem Frontdisplay von hellen weissen LEDs angezeigt, die jedoch in drei Stufen gedimmt werden können, und mit der Auto-Off Funktion aktiviert verschwinden sie nach kurzer Zeit ganz, beeinträchtigen also den Bildgenuss im abgedunkelten Raum nicht. Gut.

Die wichtigsten Bedienelemente auf der rechten Geräteseite sind auch ohne Fernbedienung immer in Reichweite.

Ebenfalls gut finde ich die Tatsache, dass die wichtigsten Funktionen (Standby, Eingang und Lautstärke) auch auf der rechten Seite der Haupteinheit selber bedient werden können  z.B. wenn man die Fernbedienung verlegt hat oder die Batterien ausgetauscht werden sollten.

Im Einsatz

Das wichtigste Kriterium dürfte für die meisten Kaufinteressenten der Klang sein, und der ist wirklich überraschend gut. Die sechs Spezialhochtöner (vier auf der Front und zwei seitlich) erzeugen zusammen mit dem Subwoofer eine überzeugende Klangkulisse, die dank der diversen Soundvariationen sowohl dem Fernsehbild als auch dem persönlichen Geschmack schnell und effizient angepasst werden können.

Der «Klangfluss» der sechs Hochtöner.

Was uns auffiel: Die optimale Positionierung beider Einheiten spielt eine wesentliche Rolle und hängt sowohl von der Raumakustik als auch von der Sitzposition ab. Zuerst platzierte ich den Subwoofer unter dem Salontischchen, also näher beim Sofa als die Haupteinheit. Der erzeugte Bass war trotz maximaler Reduktion zuviel des Guten. Ebenso unter dem Sofa. Erst in der vertikalen Position seitlich des Fernsehers erschien das Klangbild optimal, doch dürfte dies je nach Raum sehr individuell sein. Probieren geht über studieren.

Auch die Sitzdistanz zur Haupteinheit spielt eine wichtige Rolle, vor allem in der Movie (Surround) Einstellung: Die Räumlichkeit kommt bei kurzen Distanzen besser zur Geltung. Sitzt man also in Idealdistanz zum HD-Fernseher (das heisst relativ nahe), ist die Klangverbesserung am ausgeprägtesten. Ist die Distanz zum TV grösser, kann der Klangeffekt durch eine Näherpositionierung des Hauptgeräts wett gemacht werden (es muss ja nicht unbedingt unter dem Fernseher aufgestellt werden).

Die gewählte Einstellung (Eingang, Klangwahl) wird hinter dem Lochgitter angezeigt, ist jedoch immer gut sichtbar (hier eine Auswahl verschiedener Anzeigen).

Da ältere TVs nur durch die analoge (AUX) Verbindung angeschlossen werden können, muss man unbedingt den TV-Ton stumm schalten, da die Audiosync Funktion nur von 0 bis +20 ms veränderbar ist. Dies war bei meinen Versuchen zu wenig, da immer noch ein Doppelklang resp. Echoeffekt entstand. Bei digitalem Anschluss (optical) war die Synchronität ohne Veränderung gewährleistet.

Etwas mühsam empfanden wir die gefühlt zu langen Stummschaltungen bei jeder Bedienung (ausser Lautstärke-, Bass- und Höhenanpassung): Wird z.B. «Voice» aktiviert (oder deaktiviert), verpasst man während der Umschaltphase ganze Sätze, oder die Musik wird unterbrochen. Auch schon das Hochfahren der XS1 aus dem Standby dauert seine Zeit – zulange für meinen Geschmack.

Zusätzliche Möglichkeiten

Das Abspielen von Audiodateien, sei es vom MP3-Player oder von einem USB-Stick, funktioniert problemlos, der Klang ist ausgezeichnet, auch wenn er (im Stereomodus/Audio) nicht ganz an die Transparenz einer guten Stereoanlage heran kommt. Doch sobald man Musik mit Bild geniesst - z.B. von einem Mediaplayer - ist das Ergebnis überzeugend.

Die XS1 bietet vor allem bei Ton zum Bild überzeugende Qualität.

Die integrierte Bluetooth-Funktion des XS1 wird über die blaue Taste auf der Fernbedienung oder via NFC aktiviert.

Fazit

Die Fidelio XS1 von Philips bietet genau das, was sie verspricht: Eine enorme Klangverbesserung des meist enttäuschend dünnen Sounds moderner Fernseher. Der erzeugte 3.1 Surroundklang, die hochwertige Fertigung und das attraktive, schlichte Äussere der beiden Komponenten sowie die vielseitigen Anschlussmöglichkeiten überzeugen und rechtfertigen den Preis. Sowohl die etwas lange Stummzeit beim Umschalten als auch eine Erhöhung der Audiosync Funktion könnten bei einem Softwareupdate evtl. verbessert werden.

STECKBRIEF
Modell:
Fidelio XS1
Pro:
Subwoofer
Hervorragende Fertigung
Gute Klangverbesserung
Einfache Installation
Einfache Bedienung
Contra:
Langsames Aufstarten (auch aus Standby)
Zu lange Umschaltpausen
Preis:
679.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2015
Vertrieb:
Masse:
730 x 40 x 331 mm
Gewicht:
5.3 kg
Farbe:
schwarz
Analog Input:
2 x
Analog Output:
nein
Audioaufnahme:
nein
Audioformate:
MP3, WMA
Digital Input:
3 x
Komponenten:
Soundbar und Subwoofer
Maximale Leistung:
320 Watt
Video Input:
HDMI
Video Out:
HDMI ARC

Onlinelink:
http://www.avguide.ch/testbericht/klangflunder-test-philips-fidelio-xs1